Eine fehlende Kommunikationsplattform und veraltete Technik trugen am Standort Schwieberdingen dazu bei, dass die Arbeit des Betriebsrats von der Belegschaft nur unzureichend wahrgenommen werden konnte. Das Gremium entschied sich daher für eine Neuausrichtung und inhaltliche Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit. Externe Schulungen, der grundlegende Wechsel von alten Technologien auf neue interaktive und agile Plattformen und deren intensive Nutzung sowie eine enge Einbindung der Belegschaft sorgten für neuen Schwung und Schubkraft. Die Foren verzeichnen hohe Mitgliedszahlen, die Betriebsversammlungen zeichnen sich durch wesentlich höhere Teilnehmerzahlen als zuvor aus, die Bereitschaft der Mitarbeiter zur Beteiligung an Aktionen im Betrieb steigt signifikant an.
Vereinbarkeit von Mensch und Beruf im Kundenservice ist nicht möglich? Die Betriebsräte der Hermes Germany GmbH zeigen eindrucksvoll auf, wie Fremdsteuerung auch in kundennahen Bereichen mit hoher Frequenz in Selbststeuerung umgestellt werden kann und dadurch Lebensqualität und Gesundheit der KollegInnen gestärkt werden kann.
In 2018 wurde die Hewing GmbH mit einem unerwarteten Auftragseinbruch konfrontiert. Als Folge wurde ein Arbeitsplatzabbau diskutiert. Der Betriebsrat organisierte gemeinsam mit dem Arbeitgeber einen bunten Strauß an Maßnahmen, die es ermöglichten, alle ArbeitnehmerInnen im Unternehmen zu behalten, zu qualifizieren oder in gute Arbeit zu vermitteln.
Bahlsen Produkte sind uns allen bekannt. Diese Produkte wurden bis vor kurzem von Frauen verpackt, die unabhängig von ihrem erlernten Beruf, in die niedrigste Tarifgruppe eingruppiert wurden. Seit 2010 zeichnete sich ein Wegfall der Verpackungstätigkeiten durch Automatisierung ab. Frauen - so die unterschwellige Kommunikation - seien mangels technischen Sachverstands nicht in der Lage, diese Maschinen zu bedienen und müssten daher nicht qualifiziert werden. Es folgte falsche Eingruppierung und ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern. In beeindruckender Art und Weise hat der Betriebsrat des Werk Varel Equal Pay, gleiche Arbeitsbedingungen und Fairness durchgesetzt.
Ziel des Betriebsrats der Heraeus Deutschland GmbH war es, die Beschäftigten durch eine professionelle, strukturierte und moderne Öffentlichkeitsarbeit über die aktuellen und relevanten Themen zu informieren und über ihre Rechte und Pflichten aufzuklären. Hierzu wurde unter dem Label "STARKE NEWS – Wissen macht STARK" der gesamte Auftritt des BR überarbeitet und eine crossmediale und messbare Öffentlichkeitsarbeit entwickelt.
In 2019 wurde der Betriebsrat des Haus der Kunst München mit der Forderung konfrontiert den gesamten Sicherheitsbereich outzusourcen. Mehr als die Hälfte der MuseumsmitarbeiterInnen waren betroffen, viele davon langjährige und ältere KollegInnen. Das vom Betriebsrat entwickelte Alternativkonzept wurde vom Arbeitgeber verworfen. Nach einer umfangreichen Öffentlichkeitskampagne des Betriebsrats und der MuseumsmitarbeiterInnen, auch unter der Einbindung von prominenten Künstlern und unter Berücksichtigung der besonderen Geschichte des Hauses im Nationalsozialismus, konnte vor der Einigungsstelle ein Kompromiss erreicht werden. Der Sicherheitsbereich verbleibt im Haus und die meisten Arbeitsplätze konnten erhalten bleiben, für die nicht zu rettenden Arbeitsplätze, vornehmlich Minijobber, wurde eine möglichst sozialverträgliche Lösung gefunden.
Mit Belinda Schmid BetriebsratsvorsitzendeAnja Laguardia Freigestelltes Betriebsratsmitglied und stellv. Betriebsratsvorsitzende
Das APZ beschäftigt rund 1.000 KollegInnen, für die der Arbeitgeber ohne Beteiligung der Beschäftigten oder des Betriebsrats eine Digitalisierungsstrategie entwickelte, die tief in die Arbeitsprozesse eingegriffen hätte. Das Vorgehen und die Planungen des Arbeitgebers, insbesondere die fehlende Einbindung der betroffenen Beschäftigten, erschienen dem Betriebsrat unzureichend. Der Betriebsrat setzte mit Unterstützung durch ver.di ein Vorgehen durch, das eine intensive Beteiligung und Mitbestimmung sicherstellt. Alle Digitalisierungsvorhaben werden nun transparent und strukturiert mit den Beteiligten diskutiert, erprobt und eingeführt. Die Beschäftigten des APZ passen sich nicht der Technik an, es wurde ein Rahmen geschaffen, der es ermöglicht, Technik so einzusetzen, dass sie die Arbeit der Beschäftigten und die Lebenssituation der zu Pflegenden tatsächlich erleichtert, verbessert und aufwertet.
Der Gesamtbetriebsrat der Robert Bosch GmbH demonstriert mit seinem Projekt, wie Arbeitgeber, Betriebsrat und Beschäftigte digitales Lernen und damit die Vorbereitung auf die Transformation der Arbeitswelt gemeinsam gestalten können. Der Ansatz, die Rahmenbedingungen für Weiterbildung in Lernlaboren "von unten" gemeinsam mit den Betroffenen zu entwickeln, hat zur Gestaltung einer praxistauglichen und authentischen Lösung beigetragen, die für jede/n Beschäftigte/n, für Vertrauensleute und Betriebsräte ein Tor zur digitalen Transformation bietet.
Der Betriebsrat der Stadtwerke Böblingen konnte das Zögern des Arbeitgebers in einer Reaktion auf die Corona-Pandemie nicht länger akzeptieren und wurde seinerseits aktiv. Im Ergebnis entwickelte der Betriebsrat zusammen mit den ArbeitnehmerInnen ein Arbeitsorganisationsmodell mit zugehöriger Betriebsvereinbarung, die sowohl die Arbeitsfähigkeit der Stadtwerke sicherstellt als auch die Gesundheit und Interessen der Beschäftigten schützt.
Mit dem Leitbild Digitalisierung hat der Gesamtbetriebsrat der Evonik sich das Ziel gesetzt, gemeinsam mit dem Unternehmen eine Grundlage für ein gemeinsames Verständnis der Gestaltung der Digitalisierung zwischen ArbeitgebervertreterInnen und ArbeitnehmerInnen zu schaffen. Das Leitbild Digitalisierung wird zukünftig bei der Gestaltung aller Projekte und Prozesse mit Digitalisierungsbezug berücksichtigt. Vor dem Referenzrahmen von insgesamt neun Themenbereichen werden im Konzern alle Aktivitäten mit Digitalisierungsbezug koordiniert und ihre Auswirkungen auf die Beschäftigten in den Blick genommen. Damit ist Evonik Industries in der chemischen Industrie in Deutschland Vorreiter bei der Wahrnehmung der Beteiligungsrechte des Betriebsrates zur Nutzung der Chancen und der Abwendung von Risiken für die Beschäftigten.
Mit Mike Schwarz Vorsitzender des Europäischen BetriebsratsAlexandra Friedrich Betriebsratsvorsitzende des GemeinschaftsbetriebesJens Magdalinski stellv. Betriebsratsvorsitzender des Gemeinschaftsbetriebes
Nicht alle Unternehmen sind von der Corona-Pandemie wirtschaftlich negativ betroffen. Beim systemrelevanten Medizintechnikhersteller B. Braun arbeiten die Beschäftigten unter Volllast. Der Betriebsrat stand entsprechend vor der Herausforderung, die Arbeitsfähigkeit nicht nur sicherzustellen sondern die Produktionsausweitungen so mitzugestalten, dass die Arbeitsbedingungen und die Gesundheit der Beschäftigten nicht riskiert werden. Hierzu entwickelten Betriebsrat und Arbeitgeber ein facettenreiches Vorgehensmodell, das mit verschiedensten Maßnahmen sicherstellt, dass Produktionsausweitung, Gesundheits- & Arbeitsschutz, gute Arbeitsbedingungen und die Funktionsfähigkeit der Mitbestimmung auch unter Corona-Bedingungen Hand in Hand gehen.
Was kann der Betriebsrat tun, wenn das Unternehmen nach der dritten Insolvenz vor der Schließung steht und 160 Arbeitsplätze bedroht sind? Der Betriebsrat der HWK entschied sich dafür, mit Unterstützung der IG Metall einen Businessplan zu entwickeln, einen Verein zur Rettung von Arbeitsplätzen zu gründen, einen Investor zu finden und schließlich ein Drittel der Unternehmensanteile mittels einer Beschäftigten-GbR zu übernehmen. Im Ergebnis konnte das Unternehmen und ein Großteil der Arbeitsplätze gesichert werden. Die Auftragsbücher sind zur Zeit voll und die Tendenz der Arbeitsplätze ist weiter steigend, ehemalige KollegInnen werden vorrangig eingestellt. Zur Zeit prüft die GbR einen Rückkauf der Immobilien und eine Rückführung in den Flächentarifvertrag ist realistisch. Was wie ein Märchen aus 1.000 und eine Nacht klingt, ist eine BR-Erfolgsgeschichte aus der schwäbischen Alb.
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